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Feminismus

Frauenkurzmeldungen für den Monat September 2015

Von B.S. | 28.09.2015

Frauenkurzmeldungen für den Monat September 2015.

Ciudad Juarez

Seit Anfang der 90iger Jahre wird die mexikanische Stadt Juarez auch Stadt der Frauenmorde genannt. Teilweise durch Job­angebote werden Frauen in die Stadt gelockt und zum Drogenhandel und zur Prostitution gezwungen. Wahrscheinlich wurden Frauen auch für den Organhandel angeworben und – um es drastisch auszudrücken – stückweise verkauft. Wer überflüssig wird, landet nach Folter und Misshandlung auf der Müllhalde. In den 22 Jahren, die diese Frauenmorde andauern, wurden mindestens 700 Frauen ermordet, andere Quellen sprechen von 2000 und mehr. Bisher verliefen Strafverfolgungen im Ungefähren. Vor kurzem aber verurteilte ein Gericht – drei Richterinnen – fünf Angeklagte, denen 11 Frauenmorde zwischen 2009 und 2011  angelastet wurden, zu jeweils 697 Jahren Gefängnis und zu einer Geldstrafe von ca. 47 000 Dollar. In der Verhandlung wurden die Namen weiterer Frauen genannt, der Prozess mit vielen Zeuginnen und Zeugen hat die Systematik der Morde  bearbeitet.

Trotzdem hat das alles in der Umgebung von ­Ciudad Juarez zu erhöhten Mordraten an Frauen geführt. In ganz Mexiko gehen die Frauenmorde weiter und auch weitgehend die Straflosigkeit, denn die Hintermänner sind weiter tätig und Beamte und Polizei untätig. Dennoch sollte mensch den Druck zivilgesellschaftlicher Organisationen nicht unterschätzen.

Gewalt gegen Frauen

Um die verbreitete Gewalt gegen Frauen zu verdeutlichen, hier noch einige Beispiele.

In Indien werden Frauen auch auf einer Polizeistation getötet. So wurde eine Frau mit Benzin übergossen und angezündet, die Polizei behauptete, sie habe in Selbstmordabsicht gehandelt. Die „Times of India“ berichtet, dass sie sich geweigert habe; 100 000 Rupien (etwa 1 400 Euro) zu zahlen, damit ihr Mann aus der Untersuchungshaft freikommt.

In Neu Delhi wurde eine 19jährige  von zwei Männern erstochen, als sie ihren Nachstellungen zu entkommen versuchte. Hunderte von Menschen demonstrierten gegen das „Versagen der Polizei“.

In Myanmar/Birma werden den Regierungssoldaten schwere Straftaten angelastet. Frauen und Mädchen, die auf Lebensmittelsuche die Dörfer verlassen, sind oft sexueller Gewalt ausgesetzt. Dies geschieht insbesondere in den Auseinandersetzungen mit Minderheiten. Aung San Suu Kyi erklärt, dass Vergewaltigungen in Birma „den Streitkräften zur Einschüchterung der ethnischen Volksgruppen“ dienen. Vergewaltigungen werden oft schon deshalb nicht angezeigt, weil die Vergewaltigte stigmatisiert wird. So ist die Strafverfolgung, erschwert.

In Nigeria entführt Boko Haram Frauen und Mädchen, Vergewaltigungen sind massenhaft üblich, die Folgen sind Schwangerschaften. Mit der Zahl befreiter Geiseln, die geschwängert wurden, entbrennt eine Diskussion um den Schwangerschaftsabbruch. Der ist legal kaum möglich, denn selbst wenn Inzucht und Vergewaltigung rechtlich Abtreibungsgründe sind, steht die Gesellschaft einschließlich der christlichen Kirchen dagegen. Muslime allerdings, etwa das Dawal-Komitee, erlauben einen Abbruch bis zum 120 Tag. (Erst dann ist der Fötus beseelt.) Welche Möglichkeiten haben diese malträtierten Frauen, in die alte Gemeinschaft zurückzukehren? Eine perfide Kriegsstrategie!

Noch einmal Prostitution

Amnesty International hat beim International Council Meeting in Dublin zur Prostitution Stellung bezogen und sich für eine Entkriminalisierung ausgesprochen. Das betrifft den einvernehmlichen Sex auch gegen Bezahlung, als Arbeitsleistung. Selbstverständlich sollen alle Formen von Gewalt weiterhin strafbewehrt sein.

Das hat erneut eine heftige Diskussion ausgelöst. Die weitgehend festgeschriebenen Positionen werden erneut vorgebracht. Das geht von einem Arbeitsbegriff der Sexarbeit als Erwerbsarbeit, als Beruf, ansieht, bis zur Meinung von Alice Schwarzer, die meint, dass damit Frauenhändler, Zuhälter und Bordellbetreiber „unbehelligt ihrem Milliarden-Geschäft nachgehen können“. Amnesty vertritt die Auffassung, dass die Kriminalisierung der Sexarbeit die Diskriminierung der Prostituierten mit sich bringt. Die Diskussion zeigt, wie unsicher die Grundlagen für Entscheidungen sind.

Eine Studie zweier schwedischer Wissenschaftlerinnen äußert, dass das Verbot in Schweden den Markt nur verlagert hat, und zwar in größere Unsicherheit. Straßenprostitution sucht die Dunkelheit und  den Schatten, Vereinbarungen müssen geschwind geschehen und werden so noch unsicherer. Unter den gegebenen gesellschaftlichen Voraussetzungen ist da, wo eine Nachfrage besteht, auch ein Angebot.

Wunderbar!

Mag sein, da standen zwei Frauen und erhoben die Hände gen Himmel, um eine Gabe zu empfangen. Von Frankfurt/Oder nach Slubice in Polen war eine Drohne unterwegs, die mit der Pille danach beladen war. Die Fracht ist in Polen gelandet und wurde von zwei Frauen aufgenommen und – so wird berichtet –  sofort geschluckt.

Die rigiden Gesetze in Polen  erschweren den Abbruch von Schwangerschaften, im Internet bestellte Pillen kann der Zoll beschlagnahmen, die persönliche Übergabe wäre strafbar, denn eine Abtreibung zu ermöglichen, ist in Polen eine Straftat.

Wenn mensch den Berichten folgt, war das eine richtig gelungene subversive Tat! Die Pillen waren „legal“, denn die Empfängerinnen besaßen ein Rezept, Drohnen unter fünf Kilo dürfen unangemeldet in Sichtweite fliegen. Auf beiden Seiten waren die „Täter­Innen“ von Gruppen gestützt. Die sogenannten „Lebensschützer“  kamen irgendwie nicht rechtzeitig, die deutsche Polizei versuchte die Steuerungsgeräte der Drohnen – die Pillendrohne wurde von einer Kameradrohne begleitet – zu beschlagnahmen. Also ehrlich: Gefällt mir!

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