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Antifa/Antira

Faschistische Synergieeffekte – Hooligans im Bündnis

Von Heinz Jandl | 01.11.2014

Dem braunen Gesindel ist mit HOGESA (Hooligans gegen Salafisten) ein medial wirksamer Überraschungscoup in Köln gelungen. Über 4000 Randalierer tobten sich auf der Rückseite des Kölner Bahnhofs aus, während auf der Vorderseite zum Dom hin etwas mehr als 500 an einer antifaschistischen Kundgebung teilnahmen.

Die Polizei hatte die Lage eine ganze Zeit lang nicht unter Kontrolle. Auch wenn NRW-Innenminister Jäger (SPD) sich am Tag danach im WDR nochmals schützend vor seine Polizei stellte und deren Haltung verteidigte, kann niemand das Verhalten der Polizei begreifen. Die Situation war lange vorhersehbar und bereits im Mai wies das Bündnis „Kein Veedel für Rassismus“ http://www.keinveedelfuerrassismus.de/ in einer Pressemitteilung darauf hin, dass die Faschisten hier Auseinandersetzungen vorprogrammieren: „Von Tag zu Tag wird klarer: Das HOGESA-Treffen in Köln wird eine Veranstaltung, die von Neonazis organisiert wird und zu der vor allem Neonazis und Rassisten erscheinen werden. Wenn tatsächlich eine Demonstration von 2000 (erwarteten) gewaltbereiten Hooligans und Neonazis zugelassen wird, entsteht eine völlig unkontrollierbare und nicht zu verantwortende Situation. Wir fordern die politisch Verantwortlichen der Stadt Köln auf, alles zu tun, um diese Veranstaltung zu verhindern.“

Anmelder der Nazizusammenrottung war der Mönchengladbacher Ratsherr Dominik Roeseler von PRO NRW, der auch stellvertretender Bundesvorsitzender ist. Er trat dann von der Versammlungsleitung zurück, als das Ausmaß der Mobilisierung deutlicher wurde. Dieses Ausmaß kann auch der Polizei nicht verborgen geblieben sein: In Österreich und auch der Schweiz erschienen Aufrufe von Neonazis zum Kölner Treffpunkt. Es gibt sogar in der Schweiz Zeitungsartikel darüber. Am Samstag waren auch Hetzparolen in französischer Schrift sichtbar und eine Gruppe soll aus Rom angereist sein.

Auch SS-Siggi, der nach der NRW-Wahl am Rathaussturm in Dortmund beteiligt war, fehlte ebenso wenig wie die „Kameraden“ der in NRW vor einem Jahr verbotenen Kameradschaftsgruppen. Sie waren fast vollzählig zur Randale angetreten. Mitglieder vom Kölner Bündnis „Kein Veedel für Rassismus“ hatten der Polizei schon vor Tagen gesammelte Materialien mit Hinweisen auf rechte Schläger übergeben. Man wusste also Bescheid. Warum die Polizei es trotzdem zu der Kundgebung kommen ließ, bleibt völlig unverständlich. Vielleicht sollte der Nimbus Kölns als ein bundesweites Zentrum antifaschistischer Aktivitäten ramponiert werden; vielleicht wurde das Gewaltpotenzial nicht ernst genommen.

Eine Polizistin wurde durch einen Bierflaschenwurf schwer verletzt, ein Chinarestaurant wurde demoliert, mehrere ausländisch wirkende Menschen wurden durch die Straßen geprügelt; der Geruch von Pogrom lag in der Luft und es ist wirklich erstaunlich, dass es nicht mehr Schwerverletzte gab.

Trotz der Verbote gelingt es der Faschistenszene immer wieder, in miteinander eng vernetzten Kooperationen Mobilisierungen durchzuführen. Die faschistischen Gruppen gehen mittlerweile kaum noch alleine vor, sondern verstecken sich hinter – kräftig geförderter – „Volksempörung“ über Moscheebauten oder die derzeit medial gehypten „Salafisten“. Diese sind etwas dümmlich und naiv und ihnen nun den „Dschihadismus“ anzukleben, ist eine Irreführung der Öffentlichkeit. Damit demonstriert die Exekutive lediglich ihre Daseinsberechtigung. So gerne auch die Dschihadisten die naive Salafistenpropaganda nutzen, so wollen sie doch mit ihnen nicht allzu zu eng zusammenarbeiten.

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