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Antifa/Antira

Dortmund: Barrikaden gegen Nazis

Von Korrespondent | 01.06.2007

Zum 1. Mai hatten die NPD und die „Freien Kameradschaften“ zu einer Demonstration in Dortmund aufgerufen. Durch massiven Widerstand konnte ein Nazi-Aufmarsch erstmals seit langem wieder stark behindert werden. Seit dem gescheiterten Verbotsantrag gegen die NPD im Jahre 2001 kam es in den letzten Jahren verstärkt zu rechten Aufmärschen in Dortmund.

Zum 1. Mai hatten die NPD und die „Freien Kameradschaften“ zu einer Demonstration in Dortmund aufgerufen. Durch massiven Widerstand konnte ein Nazi-Aufmarsch erstmals seit langem wieder stark behindert werden.

Seit dem gescheiterten Verbotsantrag gegen die NPD im Jahre 2001 kam es in den letzten Jahren verstärkt zu rechten Aufmärschen in Dortmund. Dabei gingen bisher die „Freien Kameradschaften” immer auf Distanz zur NPD. Doch dies änderte sich in der letzten Zeit, als die NPD auf den „Volksfront von rechts”-Kurs schwenkte.
Einige führende Personen aus dem Spektrum der „Freien Nationalisten” waren auf vorderen Plätzen der NPD-Landesliste untergebracht worden. Sozusagen als Gegenleistung erhoffte man sich Unterstützung beim Sammeln von Unterschriften, dem Hängen von Plakaten und anderen Hilfsarbeiten. Bereits die Weigerung von bekannten Neonazis, wie dem langjährigen Dortmunder „Kameradschaftsführer” Siegfried „SS-Siggi” Borchardt, seinen Namen ebenfalls für das Projekt „Volksfront von rechts” herzugeben, verdeutlichte allerdings, wie wenig an diesen Träumen der NPD dran ist.

Für ihre „Großdemo” in Dortmund unter dem Motto „Gemeinsam gegen den Kapitalismus – Heraus zum 1. Mai!” mobilisierten die Nazis schon seit einem Jahr. In den Tagen vor dem 1. Mai kam es zu Demonstrationen der Braunen in Kamp-Lintfort, Kamen, Recklinghausen und Paderborn, um für die Dortmunder Demo zu mobilisieren. Auch aus den nahegelegenen Niederlanden wurden Nazis für die Demo herangekarrt.

Die Positionierung als eine Art „nationale Linke”, also die Selbstdarstellung  mit Kapitalismuskritik, hatten die Rechtsextremen bereits seit einiger Zeit als ihre Strategie auserkoren. Ganz im Stile der Nationalsozialisten, die im Jahr 1933 die Feiern zum 1. Mai groß in Szene setzten und einen Tag danach die Gewerkschaften verboten, bezeichnet auch die heutige Rechte den 1. Mai als „Tag der nationalen Arbeit”.  Der mit bundesweiter Mobilisation geplante Aufmarsch der Nazis in Dortmund stellte also eine gezielte Provokation gegenüber der ArbeiterInnenklasse dar und war Ausdruck ihrer neuen Strategie, sich antikapitalistisch zu geben, um so getarnt ihr nationales rassistisches Gedankengut an die Leute zu bringen.
Antifaschistische Gegenaktivitäten
Schon im Vorfeld des 1. Mai wurden die geplanten antifaschistischen Aktivitäten von der Polizei und den Behörden massiv behindert. Der Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes (VVN) wurde es z.B. untersagt, Mahnwachen an den „Stolpersteinen” zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus in dem Viertel abzuhalten, in dem die Nazidemo stattfinden sollte. Die Route der Antifademo wurde schon im Vorfeld massiv eingeschränkt. Am Tag des Geschehens durfte die Demo noch nicht einmal die gerichtlich genehmigte Route zu Ende laufen

Gezwungen durch die Behinderungen der Polizei löste sich die Antifademo mit ihren über 2 000 TeilnehmerInnen auf. Sich daraus bildende Gruppen von bis zu 700 AntifaschistInnen versuchten, die S-Bahn zwischen Dortmund-Hauptbahnhof und dem Ort der Nazidemo zu blockieren. Sie wollten verhindern, dass die Nazis ihren Kundgebungsort erreichen konnten.
Dies gelang auch u.a. mit Hilfe von mehreren brennenden Barrikaden, welche AntifaschistInnen auf den Gleisen errichteten. Nun gab es eigentlich für die Nazis kaum mehr eine Möglichkeit von der Innenstadt/dem Bahnhof zu ihrem Kundgebungsort zu kommen. Auf den Straßen waren überall AntifaschistInnen und AnwohnerInnen unterwegs, um den Nazis entgegenzutreten und der S-Bahn Verkehr konnte erst am Folgetag wieder aufgenommen werden. NPD-Chef Udo Voigt hätte zu den erst 100 Nazis, die den Platz erreichten, sprechen müssen.

Die geplante „Großdemo” mit 1 000 Faschisten hätte es nicht gegeben, wenn die Polizei nicht hilfsbereit wie immer eingesprungen wäre. Obwohl ca. 500 Neofaschisten sogar Polizeisperren überrannten und sich mit den BeamtInnen schlugen, wurden sie von der Polizei nicht aus dem Verkehr gezogen, sondern in Bussen der Dortmunder Stadtwerke und privater Busunternehmen zu ihrem Kundgebungsort geleitet. Die Polizei verlängerte sogar die Versammlungszeit für die Nazikundgebung.

Die Vorkommnisse in Dortmund haben gezeigt, wie wichtig breiter antifaschistischer Widerstand ist. Ohne die vielfältigen Aktionen hätten die Nazis in Dortmund freies Spiel gehabt.

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